Die englische Geschichte ist ein faszinierendes Mosaik aus Machtkämpfen, revolutionären Umbrüchen und der stetigen Entwicklung des politischen Systems. Eines der prägendsten Ereignisse dieser Geschichte ist ohne Zweifel die Glorious Revolution (auch bekannt als die „Revolution von 1688"), eine friedliche Machtübernahme, die die englische Monarchie für immer veränderte.
Im Zentrum dieses historischen Ereignisses steht die katholische Königstochter Maria II., die gemeinsam mit ihrem Ehemann Wilhelm III. von Oranien den englischen Thron bestieg. Ihre Herrschaft markierte den Beginn einer neuen Ära in England, geprägt von parlamentarischer Macht und religiöser Toleranz.
- Die Vorgeschichte der Revolution:
Der Weg zur Glorious Revolution war von Spannungen zwischen dem König Jakob II., Marias Vater, und dem englischen Parlament gepflastert. Jakob II., ein gläubiger Katholik, verfolgte eine Politik der religiösen Toleranz für Katholiken, was in den Augen vieler Protestanten als Bedrohung der etablierten Religion angesehen wurde.
Darüber hinaus regierte Jakob II. autokratisch und ignorierte die Interessen des Parlaments. Dies führte zu einem wachsenden Misstrauen gegenüber dem König und seiner Politik.
- Die Flucht Jakobs II.:
Als Jakob II. im Juni 1688 einen männlichen Erben bekam – ein Ereignis, das die Aussicht auf eine katholische Dynastie verstärkte –, beschloss eine Gruppe prominenter protestantischer Adeliger, gegen den König vorzugehen. Sie schickten William von Oranien, den niederländischen Statthalter und Marias Ehemann, mit einer Armee nach England.
Jakob II., konfrontiert mit dem drohenden Aufstand, sah sich gezwungen, im Dezember 1688 zu fliehen. Mit seiner Flucht endete die Herrschaft der Stuarts und ebnete den Weg für die Thronbesteigung von Maria II. und Wilhelm III.
- Die Herrschaft von Maria II. und Wilhelm III.:
Die Herrschaft von Maria II. und Wilhelm III., bekannt als die „Bill of Rights Monarchie“, war geprägt von einem neuen politischen Gleichgewicht zwischen Krone und Parlament. Die beiden Herrscher akzeptierten die Vormachtstellung des Parlaments in religiösen und politischen Angelegenheiten, was in der Erklärung der Rechte (Bill of Rights) von 1689 verankert wurde.
Die Bill of Rights garantierte unter anderem:
- Das Recht auf freie Wahlen: Das Parlament sollte frei gewählt werden und die Kontrolle über die Gesetzgebung haben.
- Die Freiheit des Wortes im Parlament: Abgeordnete durften ohne Furcht vor Verfolgung ihre Meinung äußern.
- Verbot der grausamen und ungewöhnlichen Strafen: Die Todesstrafe sollte nur in schwerwiegenden Fällen angewendet werden.
Die Glorious Revolution als Wendepunkt:
Die Glorious Revolution war ein bedeutendes Ereignis nicht nur für die englische Geschichte, sondern auch für die Entwicklung des modernen europäischen Staatssystems. Sie etablierte das Konzept der parlamentarischen Monarchie, in der der König oder die Königin keine absolute Macht mehr ausübte, sondern an die Gesetze und Entscheidungen des Parlaments gebunden war.
Die Glorious Revolution trug dazu bei:
- Der Entwicklung des liberalen Gedankenguts: Die Ideen der Freiheit, des Rechtsstaates und der Gewaltenteilung fanden in dieser Zeit ihren Niederschlag.
- Der Stärkung des Parlamentarismus: Das Parlament wurde zum wichtigsten politischen Gremium und erlangte große Machtfülle.
- Der Förderung religiöser Toleranz: Obwohl die Anglikanische Kirche weiterhin die Staatskirche war, erhielten Protestanten und Katholiken mehr Religionsfreiheit.
Die Herrschaft von Maria II., obwohl nur kurz (sie starb 1694), war ein wichtiger Schritt auf dem Weg zur modernen Demokratie in England. Ihre Entscheidung, gemeinsam mit Wilhelm III. den Thron zu besteigen und die Macht des Parlaments anzuerkennen, prägte die englische politische Landschaft nachhaltig und beeinflusste die Entwicklung demokratischer Systeme in anderen Teilen der Welt.
Die Glorious Revolution bleibt bis heute ein inspirierendes Beispiel für eine friedliche Umgestaltung eines politischen Systems, in dem Vernunft und Kompromiss über Gewalt siegten.